Der aus meiner Sicht am meisten unterschätzte, qualitative Einfluss auf
den Spritzgießprozess, ist die in der Kavität eingeschlossene Luft. Für
gewöhnlich entlüften wir das Spritzgießwerkzeug passiv und lassen die
Luft von der in die Kavität einströmende Kunststoffschmelze (über
extra eingearbeitete Entlüftungskanäle) nach außen drücken.
Eine aktive Werkzeugentlüftung durch das Erzeugen eines Vakuums in
der Kavität hat aus meiner Sicht viele Vorteile: Die fehlende
(evakuierte) Luft stellt keinen Fließwiderstand mehr für die
einströmende Kunststoffschmelze dar und Raum, welchen zuvor die
Luft einnahm, wird nun von Kunststoff besetzt. Was weg ist, ist weg und
macht im Prozess keinen Ärger mehr. So werden Bindenahtkerben
kleiner, Einfallstellen kleiner, wir benötigen weniger Einspritzdruck und
somit auch weniger Schließkraft, während unsere Oberflächenqualität
und Maßhaltigkeit steigen. Alles zusammen spart uns Geld. Aktiv
entlüftet wird unser Spritzgießprozess „einfacher“.
Zur Umsetzung benötigen wir ein modifiziertes (absolut luftdichtes)
Spritzgießwerkzeug, eine Vakuumpumpe (hohe Förderleistung in
kurzer Zeit ist wichtiger als ein möglichst hoher Vakuumwert) und an
der Spritzgießmaschine die Möglichkeit einer Zwischenstopfunktion
(idealerweise als Prägeposition) ca. 0,5mm vor Plattenberührung
in der Trennebene.